Wirtschaft, Lebensart & Kultur für Netzwerker
Lebensart

Vergesst die Schneeketten

WAS TUN, WENN WINTERSPORT UNMÖGLICH WIRD?

100 Tage Schnee pro Jahr braucht es, so geht eine anerkannte Rechnung des Umweltbundesamtes, damit ein Wintersportgebiet profitabel ist. Noch schafft das Erzgebirge – Messpunkt Fichtelberg – das relativ regelmäßig. Der Rekord der letzten 60 Jahre liegt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes bei 187 Schneetagen im Jahre 1980 (allerdings ist hier eine Schneedecke von mindestens 1 Zentimeter vorausgesetzt). Doch mehren sich die Jahre, bei denen sich das Wetter der 100er-Marke bedenklich nähert – 2020 mit 93 Schneetagen lag erstmals sogar beträchtlich drunter – und nicht immer ist der Schnee dann da, wenn man ihn am dringendsten benötigen würde, in den Ferien zum Beispiel. Glaubt man einer Studie, die Ende August im Fachjournal „Nature Climate Change“ erschienen ist, wird sich die Situation künftig noch verschärfen. Die Forscher sagen für die Hälfte aller europäischen Skigebiete Schneemangel voraus, der auch nicht mehr durch künstliche Beschneiung aufgefangen werden kann, wenn die globale Erwärmung um 2 Grad Celsius voranschreitet. Für die mitteleuropäischen Mittelgebirge, wozu das Erzgebirge und das Vogtland gehören, sieht die Situation noch schlechter aus. Bereits bei einer Begrenzung der Erwärmung um 1,5 Grad, wie sie eigentlich politisch angestrebt wird, aber wohl kaum noch erreichbar ist, wird es in jedem zweiten Jahr hier nicht genügend Schnee geben – für rentable Wintersportgebiete zu wenig. Die Schneeketten kann man künftig wohl regelmäßig zu Hause lassen – dafür kann man wohl öfter die Fahrradketten ölen, um die Bergketten zu erobern. Chemnitz Inside schaut auf den kommenden Seiten, welche Alternativen zum Wintersport es in der Region heute schon gibt.

RAD-ACTION BEIM STONEMAN MIRIQUIDI

Zwei Länder, neun Gipfel und 4.400 Höhenmeter verspricht der Stoneman Miriquidi. 173 Kilometer Montainbike- Action sind ab Kurort Oberwiesenthal über Bärenstein, Scheibenberg, Auersberg, Keilberg bis zurück zum Fichtelberg angelegt. Neben Berg- und Talfahrt warten die Talsperre Cranzahl, die Tiefen der Wolfspinge oder das Hochmoor Kleiner Kranichsee am Streckenrand. Aktuell geht die offizielle Tour allerdings nur von April bis Oktober. Letzte geführte Touren werden in diesem Jahr vom 6. bis 8. Oktober angeboten.

http://www.stoneman-miriquidi.com

01_Stoneman Miriquidi MTB_neben Trophäe_Foto TVE_Dennis Stratmann 1

GEMÜTLICH DURCH DIE LANDSCHAFT MIT DER FICHTELBERGBAHN

Ganzjährig und viermal täglich geht’s von Cranzahl über Neudorf, Niederschlag und Hammerunterwiesenthal mit der Fichtelbergbahn Richtung Kurort Oberwiesenthal und zurück – und das sogar mit Deutschlandticket (allerdings mit einem Historik-Zuschlag von 8 Euro pro Person und Tag). Die knapp einstündige Fahrt in historischen Reisewagen, angetrieben von einer Dampflok, ist landschaftlich reizvoll. Wem das noch nicht genug ist, der kann eine der zahlreichen Sonderfahrten antreten – etwa mit „Kraut- und Kräutergeschichten“, die „Suppenlandtour“ oder im „Nikolausexpress“. In Oberwiesenthal angekommen, empfiehlt sich der Umstieg auf Monsterroller oder in die Flyline.

http://www.fichtelbergbahn.de

03_Fichtelbergbahn_in_Kretscham_Foto_TVE_B.März

HOCH HINAUS IN DER VOGTLANDARENA

Die Webseitengestalter*innen der Vogtlandarena haben die Zeichen der Zeit erkannt – und werben gar nicht erst mit einem Winterbild der Anlage am Schwarzberg. Warum auch? Schließlich ist die Arena ganzjährig täglich für Gäste geöffnet, Gruppenführungen sind nach Anmeldung jederzeit möglich. In 90 Minuten geht’s durch die komplette Schanzenanlage und mit der Erlebnisbahn vorbei an Auslauf, Kampfrichterturm und Schanzentisch zur Aussichtskapsel am Schanzenturm. Wenn man Glück hat, trainieren ein paar Skisportler*innen und regelmäßig gibt es Wettkampf-Events – mal auf Schnee, mal auf Keramikmatten.

http://www.sparkasse-vogtland-arena.de

05_Schanze_Klingenthal_TVV_5964d790e60890_94152216

WELLENREITEN AUF DEM DRACHENSCHWANZ

Nicht mehr ganz Sachsen, aber immerhin noch Vogtland: Ronneburg. Hier lockt das Gelände der Bundesgartenschau 2007 weiterhin die Besucher*innen an – unter anderem mit der Erlebnisbrücke „Drachenschwanz“, einer der längsten Holzbrücken Europas. Über 225 Meter geführt und Teil eines Radfernwegs, schwingt sie sich in natürlich wirkenden Wellen über den Birkenhain im Talgrund. An ihren höchsten Stellen ist sie verbreitert, damit man als Nutzer*in innehalten kann.

http://www.ronneburg.de

04_Ronneburg_Drachenschwanzbruecke

WANDERN AUF DEM PANORAMAWEG IN SCHNEEBERG

Wandern geht ja eigentlich immer – zur Not mit Wander- statt Schneeschuh. Der Panoramarundweg um Schneeberg bietet grandiose Blicke auf das Wahrzeichen der barocken Bergstadt, die St. Wolfgangskirche. Zwischendurch warten zwei Aussichtstürme – Köhlerturm und Bismarckturm – auf die Besteigung und die geschichtsträchtige Bergbaulandschaft in Neustädtel auf Besichtigung. Für eine Erfrischung im Filzteich ist es im Winter trotz Klimakrise vermutlich zu kalt. Trotzdem sollten die knapp 19 Kilometer gut zu schaffen sein – die Herausforderungen sind mit 264 Höhenmetern eher moderat. Wer mehr Strecke braucht, kann natürlich auch den Kammweg Erzgebirge-Vogtland über 285 Kilometer wählen.

http://www.bergstadt-schneeberg.de

02_Schneeberg_Panoramaweg_Foto TVE_Uwe Meinhold